Haute Couture – «Made in Palestine»

Haute Couture – «Made in Palestine»


Blickpunkt Bethlehem, Nr. 67 - Interview

Modedesignerin Hind Hilal. Ihre Kreationen werden u.a. in Paris und London gezeigt. (oben).

Foto: © Fadi Dahabreh

 

Die Designerin Hind Hilal (30) aus Bethlehem hat sich einen Traum erfüllt: Sie hat ein eigenes Label und produziert hochwertige Damenmode in Palästina. Genäht wird in einem Atelier in der Altstadt von Beit Sahour bei Bethlehem.

Interview: Sybille Oetliker

Modedesign aus Palästina: Das ist ziemlich aussergewöhnlich. Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Seit meiner Kindheit mochte ich schöne Kleider. Ich bewunderte meine Mutter, weil sie immer so elegant angezogen war. Es war schon lange ein Wunsch von mir, einmal selber Kleider zu kreieren. Ich habe dann allerdings Architektur studiert an der Birzeit University bei Ramallah.

Ein Umweg, um zur Mode zu finden?

Architektur hat viel mit Ästhetik und Design zu tun. Mich interessieren Formen und ihr Zusammenspiel. Und ich habe es geliebt, Baupläne zu zeichnen. Das kommt mir jetzt beim Entwerfen von Schnittmustern zugute.

Dennoch ist der Weg von der Architektur zur Mode nicht selbstverständlich.

Ich habe nach Abschluss meines Studiums zunächst als Architektin gearbeitet. Später unterrichtete ich Design an der Birzeit University. In meiner Freizeit habe ich Kleider für mich genäht. Meine Grossmutter hatte mir eine Nähmaschine geschenkt; sie freute sich über meine Leidenschaft. Später hatte ich Gelegenheit, in London ein Masterstudium in Fashion Design zu machen.

Sie tragen nur selbstgenähte Kleider?

Ja. Ich mag keine billige Massenware, die unter schlechten sozialen und ökologischen Bedingungen hergestellt wurde. Vor ein paar Jahren habe ich damit angefangen, meine Kreationen auf Facebook oder Instagram zu zeigen – so wurde ich allmählich etwas bekannt.

So sehr, dass Vogue über Sie berichtet und Ihre Kreationen in Paris und London gezeigt werden.

Das war schon eine grosse Überraschung und Freude, als die britische Vogue meine Kleider gezeigt hat. Kürzlich hat Printemps in Paris ein Mode-Pop-Up für Labels aus dem Nahen Osten durchgeführt und ich wurde eingeladen. Es war sehr bereichernd und toll, Kolleginnen und Kollegen aus der arabischen Welt zu treffen. Aufgrund der politischen Situation können wir uns ja hier in Bethlehem nicht treffen.

Wo inspirieren Sie sich für Ihre Kreationen?

Ich lasse alles um mich herum auf mich einwirken, beobachte das Spiel von Silhouetten und Formen und setze um, was mir gefällt. 

Wo finden Sie die Stoffe?

Schöne und hochwertige Stoffe kann ich leider nicht auf dem lokalen Markt kaufen. Ich muss sie aus Europa kommen lassen. Das macht meine Kleider leider zu teuer für die meisten Palästinenserinnen. Viele meiner Kundinnen sind in Europa. Der Versand ist zwar etwas aufwändig, aber er funktioniert.

Was ist Ihr Traum?

Ich würde gerne ein Label für den lokalen Markt in Palästina entwerfen: Schöne Kleider in guter Qualität zu bezahlbaren Preisen für die Frauen hier.

 

Mehr Informationen unter: www.hindhilal.shop

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