
Eine Ordensschwester im Pflegedienst
Schwester Aleya kennt die Sorgen der Mütter, die ihre kranken Kinder begleiten, und steht ihnen zur Seite.
Foto: © Andreh Ghawaly
Seit vielen Jahren leisten Ordensschwestern einen zuverlässigen Beitrag zum Pflegedienst im Caritas Baby Hospital. Aktuell unterstützen vier indische Schwestern der Suore di Carità das Kinderspital – darunter Schwester Aleya Kattakayam, die auf eine Ausbildung und langjährige Erfahrung in der Betreuung von Müttern und Neugeborenen zurückblicken kann.
Interview von Richard Asbeck
Guten Tag, Schwester Aleya Kattakayam, wie geht es Ihnen?
Gut, vielleicht noch ein bisschen müde. Ich komme nämlich gerade aus Jerusalem. Ich durfte mit einer Gruppe von Schwestern die ganze Nacht in der Grabeskirche verbringen, von neun Uhr abends bis sechs Uhr in der Früh.
Fahren Sie da häufiger hin?
Also, die Nacht in der Grabeskirche war schon etwas Besonderes für mich. Aber mit meinem ausländischen Pass bin ich privilegiert. Ich komme in der Regel ohne Probleme durch die Grenzkontrollen. Die meisten meiner palästinensischen Kolleginnen und Kollegen können das allerdings nicht. Manche haben die Grabeskirche und andere heilige Stätten in Jerusalem noch nie gesehen – dabei sind die nur einen Steinwurf von uns in Bethlehem entfernt.
Können Sie kurz beschreiben, wie Sie nach Bethlehem kamen?
«Kurz» ist schwierig, aber vielleicht so viel: Ich komme aus Kerala in Indien. Nach der Schule bin ich in Hyderabad im Bundesstaat Andhra Pradesh einem christlichen Orden beigetreten, den Suore di Carità. Ich war in der ersten Ausbildungsgruppe der Krankenpflegeschule unserer Ordensgemeinschaft. Diese Ausbildung hat mich an viele Spitäler geführt, innerhalb Indiens, nach Mailand, dann nach Nazareth und schliesslich nach Bethlehem.
Welche Funktion und Rolle haben Sie im Caritas Baby Hospital?
Insgesamt sind wir vier indische Ordensschwestern, die im Kinderspital dienen. Ich bin die Einzige, die in der Mütterabteilung tätig ist. Diese Abteilung hilft Müttern von kranken Kindern, die gerade im Spital behandelt werden. Viele Frauen brauchen Ruhe und wollen trotzdem nahe bei ihren Kindern sein. Die Mütterabteilung hilft daher beiden, denn Mütter und Kinder können sich sehen, wann immer sie wollen. Unsere Abteilung bietet Vorträge, praktische Vorführungen und Gruppengespräche, in denen man erfährt, worauf es bei der Versorgung der Kinder am meisten ankommt.
Die meisten Familien sind muslimischen Glaubens. Wie ist das, wenn sie einer christlichen Ordensschwester aus Indien begegnen?
Schon etwas erklärungsbedürftig. Die meisten kennen das Konzept einer Ordensfrau gar nicht und fragen, warum ich nicht verheiratet bin und warum ich keine Kinder habe. Ich antworte dann immer: Ihr habt vielleicht ein paar Kinder, aber ich habe ganz, ganz viele! Sie spüren dann sehr schnell, dass meine Mitschwestern und ich für sie da sind. Sie freuen sich über die menschliche Nähe, das Mitgefühl, eine tröstende Hand auf der Schulter. Und wenn wir dann ihre Kinder bewundern, sind die meisten sichtlich stolz.
Was hat sich für Sie nach dem Ausbruch des Gaza-Krieges verändert?
Persönlich bin ich, wie gesagt, wenig betroffen, obwohl mir das Schicksal der anderen sehr nahe geht. Ich bekomme ja unmittelbar mit, wie sehr Land und Leute auch hier im Westjordanland leiden. Viele Familien haben Arbeit und Einkommen verloren. Und niemand sieht irgendeine Besserung am Horizont.
Welche Hoffnung spüren Sie nach der Papstwahl?
Allen ist klar, was sich gerade in Palästina abspielt. Das Ausmass an Krieg und Gewalt ist bekannt und wird überall wahrgenommen.