Aus dem schwierigen Alltag in Bethlehem

Aus dem schwierigen Alltag in Bethlehem


Blickpunkt Bethlehem, Nr. 68 - Interview

Unter der vorausschauenden Leitung von Issa Bandak bleibt das Kinderspital auch in schwierigen Zeiten operativ. (oben).
Foto: © Archiv CBH

 

Issa Bandak, CEO des Kinderspitals, lebt seit jeher unter Besatzung und hat immer wieder kriegerische Spannungen durchlebt. Die gegenwärtige Situation ist für ihn und sein Team besonders herausfordernd. Dennoch erhalten sie gemeinsam den Spitalbetrieb aufrecht.

 

Interview: Richard Asbeck

Palästina hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Krisen und Kriege erlebt. Was ist dieses Mal anders? 

Das Ausmass an zivilen Opfern ist erschreckend und unvergleichlich hoch. Ich habe immer unter Besatzung gelebt, als Bub habe ich die erste Intifada erlebt, später die zweite und regelmässig leider auch Krieg in Gaza. Da fragt man sich: Warum müssen wir das alles immer wieder durchmachen?

Wie lässt sich diese Unsicherheit aushalten? 

Nur mit unserer grossen Verbundenheit mit dem Land, mit Palästina. Wir hängen so sehr an unserer Heimat, dass wir niemals woanders hingehen würden. Das gibt uns Kraft.

Wie wirkt sich der Krieg auf den Alltag aus?

Bevor ich diese Frage beantworte, muss ich sagen: Schon vor dem 7. Oktober 2023 führten wir ein Leben, wie es eigentlich nicht sein sollte. Unsere Bewegungsfreiheit ist wegen der israelischen Sperrmauer und der Checkpoints stark eingeschränkt. So muss ich von meinem Haus in Ramallah aus grosse Umwege fahren, um überhaupt ins Spital in Bethlehem zu gelangen..

Und jetzt?  

Jetzt hat sich die Anzahl der Checkpoints auf meinem Weg zur Arbeit noch einmal erhöht. Zusätzlich fürchten wir uns vor der Gewalt israelischer Siedler, die sich gegen palästinensische Zivilisten richtet. Ausserdem hören wir von Übergriffen der israelischen Armee an den Checkpoints. Auf meinem Auto habe ich deshalb grosse Logos vom Caritas Baby Hospital angebracht.

Was kann das Caritas Baby Hospital in diesen Zeiten Besonderes tun?

Wir halten die medizinische Versorgung palästinensischer Kinder auch in diesen schwierigen Zeiten aufrecht. Natürlich würden wir auch Kinder aus Gaza bei uns aufnehmen, wenn das möglich wäre, zumal das Kinderspital durch die Mütterabteilung besonders gut geeignet ist, Kinder samt einer Betreuungsperson aufzunehmen.

Ist eine solche Hilfsleistung wahrscheinlich?

Gegenwärtig lässt Israel dies nicht zu. Wir sind aber mit dem palästinensischen Gesundheitsministerium in ständigem Kontakt. Sobald das Ministerium die Überweisung von Kindern aus Gaza ins Westjordanland organisieren kann, stehen wir bereit, um zu helfen. Dies ist selbstverständlich und entspricht unserem Auftrag.

Welcher Ausblick lässt sich zurzeit wagen?

Wir leben in Unsicherheit und konzentrieren uns darauf, Voraussetzungen zu schaffen, um unseren Versorgungsauftrag auch bei einer Verschlechterung der Lage weiter zu erfüllen. Dies können wir dank der vielen grosszügigen Spenderinnen und Spender aus Europa.

Manchmal werden wir in Luzern gefragt, ob die Spenden derzeit überhaupt ankommen.

Wir hatten trotz des Gaza-Krieges bisher keine Schwierigkeiten, Überweisungen aus dem Ausland zu empfangen. Wir können somit weiterhin alle kranken Kinder, die bei uns eingeliefert werden, versorgen. 

 

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