Asers Weg zurück ins Leben

Asers Weg zurück ins Leben


Blickpunkt Bethlehem, Nr. 67 - Thema

Fotos: © Meinrad Schade

Aser, zwei Jahre, kämpft gegen schweres Asthma. Nach einem heftigen Anfall wird er auf der Intensivstation gerettet. Die zweiwöchige Behandlung im Kinderspital gibt seinen Eltern Hoffnung, dass ihr Sohn normal leben kann. (Inge Günther, Jerusalem)

Aser mag keine Spritze. Schluchzend greift er seinem Vater in den Bart. Wie soll ein zweijähriger Bub auch verstehen, dass die monatliche Kortison-Injektion für ihn lebensnotwendig ist? Einen derart schweren Fall von Asthma habe er noch nie erlebt, sagt Dr. Ra’fat Allawi, der einzige pädiatrische Pneumologe in Palästina. Antihistamin- Spray und Sauerstoffmaske reichten da nicht aus. Nur mit einer zehnfach erhöhten Kortison-Dosis lasse sich bislang Asers extreme Reaktion auf alles, was sein Körper als fremd erkennt, ob Gras, Smog oder Mückenstich, unter Kontrolle bringen.
 

Die Mutter bleibt dem Sohn ganz nahe

Diese hohe Dosis wird nur in Ausnahmefällen verabreicht. Jedoch nahmen Ärzte und Eltern dies in Kauf, denn was zählt ist, dass Aser lebt und das meist recht vergnügt. Er hat ein unwiderstehliches Lachen, das für so ein kleines Kind erstaunlich rau klingt. Vermutlich eine Folge der langen Zeit, in der Aser auf der Intensivstation des Kinderspitals in Bethlehem künstlich beatmet werden musste.

Just an seinem ersten Geburtstag hatte sich die schon zuvor diagnostizierte reaktive Atemwegserkrankung, kurz RAD, akut verschlimmert. Der Junge musste umgehend intubiert werden. «Die Entscheidung, ihn maschinell zu beatmen, war nicht leicht. Für ein Kleinkind ist dies ein massiver und heikler Eingriff», erinnert sich Dr. Ra’fat, wie ihn alle im Caritas Baby Hospital nennen. «Aber sonst wäre er gestorben.»

Auch so war es ein langer Kampf um Leben und Tod. Jene 17 Tage, die Aser als fiebriges Bündel auf der Intensivstation lag, stand seine Mutter Rawan in der Mütterabteilung des Kinderspital gleich nebenan durch. Für sie ein Trost. «Ich musste nur die Tür öffnen und war meinem Sohn nahe.»
 

Medizinische Fürsorge erfährt Aser auch zu Hause

Nach zwei Wochen trat endlich Besserung ein. «Es schien wie ein Wunder», berichtet Dr. Ra’fat. Ein Wunder, das freilich nicht vom Himmel fiel, sondern viel mit der guten Ausstattung des Kinderspitals, der Expertise und dem Teamgeist des Personals zu tun hat.

Wenn Asers Zustand sich weiter stabilisiert, hofft der Arzt, das Kortison im nächsten Jahr absenken zu können. Zumal die Steroide, die sein Immunsystem ruhigstellen, gleichzeitig aggressives Verhalten begünstigen. Manchmal leidet darunter auch Asers Zwillingsbruder Adam, ein gesunder aufgeweckter Junge. Ohnehin dreht sich das Familienleben um Asers Krankheit. Aser braucht mindesten zweimal täglich das Asthma-Spray und viermal die Sauerstoffmaske. Selbst in der Nacht kontrollieren die Eltern den Sauerstoffgehalt in seinem Blut.

Doch Dr. Ra’fats Prognose macht ihnen Mut. «Leicht wird es nicht», stellt er fest. Inhalationsmittel werde Aser auch als Erwachsener brauchen. «Aber er wird ein normales Leben führen können.»

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